Dienstag, 18. August 2009

How to play Pandeiro? (Eine Einführung in die moderne Pandeiro-Spieltechnik)

Am Anfang - zumindest bei der "modernen" Spieltechnik - steht die kontinierliche Auf- und Ab- bzw. Drehbewegung des Pandeiros entlang der Achse, die der fiktiv verlängerte Unterarm vorgibt. Die Drehbewegung erfolgt auch durch Drehen aus dem Unterarm - und nicht etwa aus dem Handgelenk. Diese Bewegung kann z.B geübt werden (auch gut als Aufwärmübung - wichtig!), indem wir das Pandeiro in die Hand nehmen, den Arm sinken lassen und dann drehen. Wir können mit kleinen Drehungen beginnen oder auch zuerst einmal ausloten, wie weit sich denn so ein Arm in beide Richtungen drehen läßt ...

In diese Bewegung, wenn wir die Hand dann hochnehmen, fügen wir mit der Schlaghand die Sounds ein, jeweils mit dem Handteil, dem das Pandeiro durch's Drehen am nächsten kommt.

Der offene Ton (O) bzw. Bass kann sowohl mit dem Daumen als auch mit dem Mittelfinger (evtl. + Ringfinger) gespielt werden. Beim Daumen wird für einen satten Sound auch noch etwas vom Ballen mitbenutzt. Der Finger bzw. Daumen trifft mit etwas Abstand vom Rand auf das Fell und prallt danach sofort wieder zurück, damit das Fell frei schwingen kann. Den genauen Abstand müßt ihr durch Ausprobieren herausbekommen. Direkt am Rand klingen nur die Schellen und die Fellmitte ist eher "tot".

Beim Slap (S) "patscht" die flache Hand bzw. der Daumen mit einem Teil des Ballens/Handtellers in die Mitte des Pandeiros und bleibt im Gegesatz zum "Open" kurz liegen, damit ein eher knalliger Sound entsteht.

Der Schellensound (Tip/Heel-Tip: T, ggf. auch: H) entsteht neben der kontinuierlichen Auf- und Abbewegung der Greifhand durch Antippen des Fellrandes mit den Fingerspitzen (v.a. Mittel- und Ringfinger) und dem Ballen. Wenn bei der Drehbewegung der Greifhand das Pandeiro unten entgegenkommt, ist der Ballen/Heel dran und entsprechend die Fingerspitzen, wenn das Pandeiro oben ihnen entgegenkommt (bei den anderen Sounds ist der Fingersatz entsprechend: es erzeugt jener Handteil den Sound, dem das Pandeiro durch die Drehbewegung der Greifhand gerade am nächsten kommt).


Ich empfehle, mit den Tips zu beginnen und zu versuchen, einen gleichmäßigen Tschaka-Tschaka-Sound durch abwechselndes Antippen des Fellrandes mit Fingerspitzen und (Außenseite des) Handballen zu erzeugen. Das kann auf 3 Arten geübt werden:

1.) Die Schlaghand bleibt mehr oder weniger ruhig und ist nur so geformt, daß das Pandeiro bei der Drehbewegung abwechselnd auf die Fingerspitzen und den Handballen treffen kann.

2.) Die Greifhand macht eine Drehpause und nur die Schlaghand bewegt sich: abwechselnd Heel-Tip.

3.) Beide Bewegungen werden organisch miteinander verbunden.


Nicht verzagen! :-)

Allerdings wird ein Anfänger oder eine Anfängerin am Anfang das Pandeiro wohl kaum länger als vielleicht 30 Sekunden hoch halten können. Damit seid Ihr nicht alleine! Da mußten alle durch und die erste Zeit ist wirklich hart. Mensch muß schon wirklich sehr begeistert sein von diesem Instrument und eine gewisse Willensstärke aufbringen können, um das durchzustehen, aber es lohnt sich! Wenn nur alleine der Schellensound erst einmal anfängt zu grooven, dann ist das ein irres Gefühl! Allein durch Akzentuierung einzelner Tips lassen sich schon richtige Rhythmen spielen, z.B.:

||: TttT ttTt ttTt Tttt :||

(T: mit Akzent, t: ohne) - das wäre die sog. "Afro-Clave".

Oder was als "Bossa-Clave" bekannt (aber nicht wirklich eine "Clave" wie im Cubanischen) ist:

||: TttT ttTt ttTt tTtt :||.

- Wenn das für den Anfang noch zu komplex ist, dann übt erst einmal einzelne dieser "4er-Päckchen", fangt z.B. an mit:

||: Tttt :||

Statt eines akzentierten Tips könnt ihr auch die anderen Sounds ausprobieren: O, S:

||: Ottt :||
(mit dem Finger-O begonnen wäre der Fingersatz folgender: Ohth; mit dem Daumen-O: Otht). Das wäre auch schon eines der Basis-Patterns.

||: Sttt :||
(übt auch das mit beiden Fingersätzen).

Dann:

||: ttTt :||
||: ttOt :||
||: ttSt :||

||: tTtt :||
||: tOtt :||
||: tStt :||

und zum Schluß:

||: TttT :||
||: OttO :|| (ein Samba-Pattern)
||: SttS :||

Wenn die einzelnen Teile jeweils flüssig laufen - möglicherweise erst nach mehreren Wochen! -, dann setzt sie wieder zusammen und ihr habt:

||: OttO ttOt ttOt Ottt :|| bzw. ||: SttS ttSt ttSt Sttt :|| (das ist schon ein ganz schön starker Tobak!!!).

||: OttO ttOt ttOt tOtt :|| bzw. ||: SttS ttSt ttSt tStt :||.

Oder ihr wollt ein "waschechtes" Samba-Pattern?

||: OttS OttO OttS OOtO :||

Das ist erstmal genügend Stoff für eine ganze Weile ... Viel Spaß und einen langen Atem!

Freitag, 14. August 2009

Robert Wallace's "Rhythm Philosophy"

1. Rhythm is anything that repeats itself. It's a natural life force that has existed for thousands of years and will continue to exist for thousands of years after we're gone.

2. Getting into the flow of rhythm can ground, balance, uplift, even heal.

3. If you are alive, YOU HAVE RHYTHM! There are no exceptions to this. Zero. Zip. None. (Think of your heartbeat, your breath).

4. We can use rhythm to keep us physically fit and spiritually grounded.

5. Best of all, tapping into the natural flow of rhythm FEELS GOOD!

Donnerstag, 13. August 2009

Ein Cajon-Buch auf einer Pandeiro-Seite?

Als Nicht-Schlagzeuger und "Nur-Percussionist" muß ich gestehen, daß mir das Buch von Martin Röttger, Cajon-Styles for Drummers, bisher schon wertvolle Dienste geleistet hat, nicht nur für's Cajon-Spielen.

Diese Sammlung von Schlagzeug-Rhythmen habe ich zum einen auf die Djembe übertragen, und zum anderen - welch Wunder! ;-) - auch auf's Pandeiro, was sich mit meinem spieltechnischen Ansatz problemlos bewerkstelligen läßt.

In einem muß ich allerdings Martin Röttger widersprechen: Auf dem Klappentext bewirbt er das Cajon als "das kleinste Schlagzeug der Welt" ... ich sage da nur: "Pfeifendeckel"! ;-)

Ich wüßte jetzt kein anderes Instrument, das nahezu wie ein komplettes (rudimentäres) Schlagzeug (Bassdrum, Snare, Hihat) klingen kann, und das kleiner wäre als ein - natürlich: PANDEIRO!

Heureka

Mir war schon klar, daß ich das Rad nicht ein zweites Mal erfunden hatte, aber ein Daumen-Slap war mir bisher nur einmal bei Dudu Tuccis Fortbildung in afro-brasilianischer Percussion begegnet. Zuvor hatte er mich dabei beobachtet, wie ich die Conga-Stimme des Ixexa-Grooves auf''s Pandeiro übertragen hatte und mich das dann der Gruppe präsentieren lassen:

||: SttS StOO SStS SOOt :||

S - Slap (mit Handfläche oder Daumen)
t - Tip (mit Fingern oder Ballen)
O - Open/Bass (mit Daumen oder Mittel-/Ringfinger)

Zwei Slaps nacheineinder ließen sich für mich einfacher und schneller spielen, wenn ich neben dem üblichen Slap eine Möglichkeit finden konnte, einen Slap-Sound auch mit der anderen Hand-Region zu produzieren und so mit der linken Hand die Drehbewegung nicht unterbrechen mußte. So kam mir der Daumenslap in den Sinn. Diesen habe ich jetzt ganz "offiziell" in einem brasilianischen Lehrbuch für Pandeiro gefunden:

Vina Lacerda, Pandeirada Brasileira, Curitiba (Panraná, Brasil), 2007

Dieses Buch kam mir heute morgen zusammen mit einem neuen supertollen Pandeiro in's Haus, das ich mir habe aus Brasilien kommen lassen ... :-)

Jetzt habe ich erstmal genügend Stoff zum Üben und muß nur schauen, wo ich die Zeit dafür hernehme ... ;-)

Dienstag, 11. August 2009

Unorthodox?

Ich muß gestehen, daß ich als Nicht-Brasilianer das Pandeiro weniger traditionell einsetze bzw. einzusetzen gedenke, so z.B. in meiner neuen Band "andFriends", die Folk-Rock mit World-Music-Einflüssen macht.

Aber es waren natürlich auch Brasilianer, die den Weg dafür geöffnet haben, wie z.B. Suzano.

Und dann bin ich so "anmaßend", meinen eigenen Zugang zur Spieltechnik weiter zu verfolgen, der es mir ermöglichte, schnell Freundschaft mit diesem doch anfangs schwer zugänglichen Instrument zu schließen.

Andererseits machen das ja auch wiederum die Brasilianer so: Spielt da nicht jeder so, wie es ihm oder ihr aus den Fingern kommt?!?

Ich habe gerade entdeckt, daß Jonathan Gregory in seinem Buch "A Comprehensive Guide To Brazilian Pandeiro" der Spielweise, wie ich sie mir vorstelle, sehr nahe kommt:

Sie baut auf einer kontinuierlichen Bewegung der linken Hand auf und stellt für jede Position auf seiten der rechten Hand jeden Sound zur Verfügung, so daß die Bewegung der linken Hand nicht unterbrochen werden muß.

Die Bewegung der rechten Hand zur Erzeugung der Sounds kommt bei meinem Konzept wesentlich durch eine Drehung des Unterarmes zustande. Heel und Tip werden so nicht durch eine Auf- und Abbewegung wie bei den Congas durchgeführt. So scheint es mir möglich, schneller ein höheres Tempo zu erreichen, obwohl mir Heel-Tip (floating hand) von den Congas schon sehr vertraut sind.

Ich habe den Eindruck, daß dies eine sehr effektive Spieltechnik ermöglicht, bei der die Drehbewegungen des linken und rechten Unterarmes sich komplementär ergänzen. Beim Daumen-Open/ -Bass ist die Drehbewegung schon traditionell so, der Finger-Open/ -Bass kann in diese Bewegung organisch einbezogen werden.

Recht neu ist der Slap mit den Fingern/ der Handfläche aus der Drehbewegung heraus anstatt von oben nach unten zu schlagen. In diese Drehbewegung (zurück in die andere Richtung) binde ich einen Daumen-Slap ein, wobei der Daumen flach auf dem Fell aufkommt und auch noch Bereiche des Ballens (Gregory hat für diese Position den Palm-Slap, den er ähnlich wie bei Heel-Tip im Wechsel mit dem Finger-Slap einsetzt).

Drehen wir nun den Blick auf die rechte Hand um 90°, dann haben wir statt oben und unten eine rechte und eine linke Seite, von denen jede jeden Sound spielen kann (Rolls können auch mit dem Ballen gespielt werden), was dann vergleichbar ist mit der Hand-to-Hand-Technik anderer Handtrommeln wie z.B. Djembes und Congas ... Das ist ein mögliches Konzept, wie sich deren Rhythmen einfach auf das Pandeiro übertragen lassen. Es bedarf dann auch keiner besonderen Notation mehr.

Montag, 10. August 2009

Links

Rechts findet Ihr auch solche Links, die nichts mit Pandeiro zu tun haben:

# Adivasi-Tee-Projekt ("From poverty to Power-Tea")
# Just Change De ("Solidarisch wirtschaften - gerecht handeln - bewußt konsumieren")

Es sind gemeinnützige Projekte, in denen ich engagiert bin, und die ich auch hier unterstützen möchte. Ihr könntet Euch auch daran beteiligen, indem Ihr z.B. Eure Bücher bestellt bei:

# www.fremdewelten.de ("Mit Büchern Gutes tun!")

Es ist eine Internet-Versandbuchhandlung, die einen Teil des Gewinnanteils aus dem Bücherverkauf an gemeinnützige Projekte spendet. Wenn Ihr bei der Bestellung das Stichwort "Adivasi" angebt, dann trägt Ihr bei zu Entwicklungsprojekten indischer UreinwohnerInnen (Adivasi).

Schaut auch einmal in den Just Change-Shop. Da gibt es momentan v.a. von Adivasi produzierten Schwarztee aus der Nilgiris-Region in Südindien ("Power-Tea").

Hallo Pandeiro-Freaks!

Hier entstehen gerade die ersten Fundamente für ein neues Pandeiro-Blog für alle Freundinnen und Freunde dieses genialen brasilianischen Instrumentes mit nordafrikanischen Wurzeln ... :-)
Pandeiro spielen macht gluecklich ... nicht nur in Kassel

Pandeiro-Blog

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Mein Lesestoff

www.fremdewelten.de
Mit Büchern Gutes tun! - Bei der Bestellung bitte das Stichwort Adivasi angeben

Vina Lacerda
Pandeirada Brasileira

Marcos Suzano
Pandeiro Brasileiro (DVD Booklet)

Martin Röttger
Cajon-Styles for Drummers

Borel de Sousa
Das Pandeiro: Spieltechnik, traditionelle und moderen Grooves und seine Geschichte

Jonathan Gregory
A Comprehensive Guide To Brazilian Pandeiro

Gilson de Assis
Brazilian Pandeiro

Udo Patschkowski
Beachrhythm's for Pandeiro

Gesehene Filme

Marcos Suzano - PANDEIRO BRASILEIRO

Paulinho Silva - Pandeiro Popular Brasileiro

Gilson de Assis - Brazilian Pandeiro

Musikliste

Vina Lacerda
Pandeirada Brasileira

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Pandeiro Jazz

Vitor Ramil & Marcos Suzano
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